Igor Isakovski
(19.09.1970 – 15.12.2014)
Gedichte::mit Bildern von Miro Masin
Aus dem Mazedonischen von Elizabeta Lindner
Der Tod hat Haare aus Seegras
in letzter zeit
denke ich oft daran, dass ich sterben werde,
demnächst. still. deswegen sage ich allen,
ich werde noch mindestens fünfzig jahre leben.
süße täuschungen, die keinem weh tun werden.
in letzter Zeit
denke ich oft daran, ob ich mir die Haare
abschneiden soll. ganz. oft sehe ich mich im sarg
umhüllt von weichem bezug in der farbe von flüssigem altgold.
und denke daran, ob mich meine liebsten auch als toten schön finden würden.
deswegen halte ich die schere
so fern wie möglich außerhalb der reichweite und außerhalb
der gedanken. wenn ich schon sterbe, soll ich so bleiben:
mit haaren und bart, wie einer ikone entstiegen. oder wie gerade
von einem tresen weggezerrt. tatsächlich, kein großer unterschied.
in letzter zeit
denke ich an nichts besonderes. es reicht mir,
dass ich manchmal durchschlafe. ich träume nicht. vögel wecken mich.
es gibt keine menschen in meinen träumen. nur flächen und räume:
ungeduldig auf mich wartend, bis wir einen fröhlichen tanz mit dem tod beginnen.
in letzter zeit
denke ich wirklich daran, dass es die letzte
zeit ist. der tod ist eine schöne frau mit durchdringenden augen und,
für meinen geschmack, zu dünnen händen. er hat haare aus seegras,
hat berührungen aus algen. riecht nach einer frau, die ich seit eh und je
gekannt habe.
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