:: Corona :: Reality Check ::

zum :: Teil ::1::

::2:: Unsere Angst ist unsere Ungerechtigkeit ODER Mit neuen Kenntnissen zur gerechteren Gegenwart und zur besseren Zukunft:: 

erschien am 16.04.20 auf mazedonisch, hier etwas verändert und angepasst::

von :: Elizabeta Lindner

Wir befinden uns in einem globalen koronialen Chaos und versuchen zu denken. Für mich ist es etwas einfacher, denn in Deutschland sind die Maßnahmen nicht allzu streng – ohne Ausgangsperren – und die Panik und die Angst sind nicht so alarmierend wie in Mazedonien – und das geht mich an, auch aus der Ferne. Die Art der Information und die Qualität der Information sind katastrophal, ebenso wie die gesamte Situation – sowohl in Mazedonien als auch in Deutschland und anderswo. Es gibt hier jedoch unabhängige Medien, die versuchen, Informationen bereitzustellen, die für die „führenden“ Medien schwer zu erreichen sind, da sie nicht mit den Aussagen der Regierungen und ihren Sprechern übereinstimmen. Ich werde weder kommentieren, noch werde ich unhöflich oder pathetisch werden, sondern Ihnen ein paar Sachen von hier, Berlin und Deutschland, erzählen.

Das erste ist, dass Krankenhäuser nicht genügend Schutzausrüstung für Sanitäter, Personal und wahrscheinlich sogar Ärzte haben, was unverhältnismäßige Umstände bedeutet, unter denen sie einwandfrei funktionieren müssen. Die Menschen sind müde und die meisten von ihnen sind infiziert. Einige befinden sich in Quarantäne, andere nicht, es kommt darauf an – und es ist überhaupt nicht einfach für sie, aber dennoch wird nicht viel getan, um diese Bedingungen zu verbessern. Es gibt mehr als genug Krankenhausbetten, aber die Personalkapazität ist aus den oben genannten Gründen überlastet.

Zweitens, hier einige bessere Nachrichten: Einige Städte und Bundesländer haben einen bestimmten Geldbetrag für Selbstständige, Freiberufler und Künstler sowie für kleine und mittlere Unternehmen gezahlt, was zu begrüßen ist. Leider waren in Städten ohne Corona-Soforthilfen viele Selbstständige gezwungen, Sozialhilfe zu beantragen, oder wie es hier Hartz IV oder „Grundsicherung“ heißt, was sie bald arm und staatlich abhängig machen wird. Die Bedingungen sind im Allgemeinen schwierig, aber die Menschen können trotzdem spazieren gehen und Fahrrad fahren und sogar in Parks sitzen – obwohl dies seit einiger Zeit diskutiert und sogar kurz verboten wurde. Mehrere kleinere Proteste wurden auch heftig aufgelöst – zuerst gingen sie für die Evakuierung der Flüchtlingslager, gegen Räumung, hohe Mieten, Profite … :: HIER ein Video ::  Obwohl sich die Protestierenden an Distanz- und Schutzmaßnahmen hielten, wurden sie festgenommen, was ebenfalls eine illegale Handlung des Staates ist – aber Kritik von Journalisten, Juristen, Ärzt:innen und anderen Fachleuten war in den Medien präsent, auch in den führenden, und das führte zur Vermeidung weiterer Ungerechtigkeiten.

Denn ::

Es ist ungerecht, nicht an die Wahrheit zu kommen – durch die Darstellung ALLER bekannten Fakten und der Kritik, es ist ungerecht, die freien Bürger eines Landes ohne klare und gültige Argumente geschlossen (sogar mit Ausgangssperren in manchen Ländern) zu halten, es ist ungerecht, das Krankenhauspersonal, ältere Menschen und Kranke nicht zu schützen und zu unterstützen, Auch Arbeiter, Arme, Obdachlose, Flüchtlinge, Freiberufler, Künstler, kulturelle, künstlerische und soziale Gemeinschaften (ja, Gemeinschaften, weil wir zusammen dabei sind), die Qualität und besonders vielfältige und unabhängige
Projekte unterstützen, die für die Gesellschaft und die Zukunft wichtig sind, die jetzt als erste vernichtet werden…

Deswegen müssen wir jetzt sofort an hochwertige Bildungs- und Kulturprojekte denken. Also keine gezwungene Kultur und Bildung über die Bildschirme, sondern Freiheit mit Räumen für Vielfalt in jeder Hinsicht zu erreichen, Vielfalt mit einem angemessenen Niveau und einer angemessenen Qualität. Es gibt natürlich qualifizierte Fachkräfte, die nur Raum und Unterstützung brauchen – sie werden wahrscheinlich danach streben, die Gegenwart zu verbessern, um in die Zukunft zu gelangen. Die Künstler:innen und Menschen der (Sub)Kultur machen das ja sowieso auch ohne Corona, aber sie brauchen auch mehr Unterstützung. Dank Corona, wissen wir, wo wir stehen und was wir brauchen. Aber es ist immer noch merkwürdig still, gibt es keine Fragen?

Journalisten, Intellektuelle, Menschen- und Verfassungsrechtsverteidiger – wo sind sie? Künstler und Schriftsteller chillen, streamen und schaffen Neues, cool. Wie der Witz mit den Omas in Bitola – er ist unübersetzbar, aber so in etwa: Was machste? – Nichts, was soll ich machen? – tja, was soll man machen? – nur dass es auf mazedonisch eine andere Konnotation hat und sehr lustig ist, aber es ist sowas wie: es ist halt so, aber in einer angenehmeren Lässigkeit.

Es tut sich was, streams gesendet, Bücher werden beworben und verkauft, man guckt wie man sein Ding durchzieht, und es gibt Solidarität, Geld wird gespendet, auch ich habe gespendet und werde weiterhin so viel spenden, wie ich kann – aber man weiß nicht, wie lange das dauern wird. Solidarität hin oder her, auch wenn man will, wird man nichts zu geben haben … Deshalb ist Kritik lebensnotwendig. Es gibt bereits Stimmen zur Verbesserung der Rechte – selbst in Mazedonien gibt es eine Initiative zum Schutz der Entrechtet en und Schwächsten in jeder Hinsicht… Wir müssen diese Initiativen und kritisches Denken unterstützen, das anscheinend total gescheitert ist. Außer solche coole Linken, die immer noch was zu sagen haben – das mag ich sehr an Deutschland, diese kritischen Menschen.

Journalisten und andere, die mehr recherchieren oder kritisieren, sind selten, daher ist es eine gute Idee, AUCH andere Informationsquellen als die üblichen zu konsultieren. Es ist dennoch genug da, es ist möglich die Sachen zu hinterfragen. Viele Sachen haben geholfen, auch :: das kritische Interview (Ausschnitt) :: Ihre Forschung zeigte, dass beinahe keiner der Verstorbenen direkt an der Viruskrankheit Covid-19 starb, sondern an anderen Krankheiten. Das Virus war nicht dasjenige, das den Tod verursacht oder beschleunigt hat – im Gegenteil, sie und einige ihrer Kollegen sagen, dass die „abnormalen“ Bedingungen, unter denen das Virus behandelt wird, die die Arbeit erschweren und noch mehr Verwirrung und unangemessenes und maßloses Chaos verursachen und noch weitere Infektionen des Krankenhauspersonals, aufgrund mangelnder Schutzausrüstung, ungeheuren Druck und gestörter Organisation in den Krankenhäusern selbst, sowie andere Faktoren. Da es verschiedene Patienten gibt, besteht im Krankenhaus eine hohe Infektionswahrscheinlichkeit, obwohl jemand für eine völlig andere Krankheit gekommen oder gebracht wurde.

Es ist falsch, solche chaotischen Bedingungen zu haben und diese Menschen bei der Arbeit zu überlasten, weil die allgemeine Situation – mit dem zunehmende Stress – zusätzliche Schwierigkeiten verursachen. Bewegungseinschränkung und in manchen Ländern mit Sperrstunden, basierend auf unverhältnismäßigen und nicht überprüften Zahlen, JA, ich weiß, dass es sich nicht um Zahlen handelt, sondern um Leben, genau wie in Jemen, in Syrien, auf den griechischen Inseln und im Mittelmeer in einem mazedonischen Dorf, in dem es nicht genug medizinische Hilfe auch ohne Corona gibt, Leben, genau wie das meiner Eltern, die im Alter von ca. sechzig (59 und 64) Jahren an Krebs und anderen Krankheiten gestorben sind – wenn sie zur Zeit von Corona gestorben wären, würden sie womöglich als Verstorbene an Covid-19 gelten, aber es war 2007 und 2008, Zeit ohne Korona, aber mit der Wirtschaftskrise.

Also die Statistikzahlen! – die wichtig sind, um die Gefahr von Krankheit und Kapitalismus zu sehen – worüber ich bereits im ersten Teil meiner Auseinandersetzung mit der Coronakrise gesprochen habe – ist entscheidend, und die Bedeutung der Ursache für den Verlust menschlichen Lebens ändert sich – das Leben, das verlöscht, ist nicht immer und nur an Covid-19 … Es wird gestorben, nach wie vor, Menschen sterben und vielleicht würden manche auch gar nicht sterben, wenn es kein Chaos gäbe und wenn die Tests und die Organisation immer rechtzeitig alles gehandhabt könnten. Aber die Bedingungen sind katastrophal, wie sie vor Corona waren, sagen die meisten Krankenhausangestellten, jetzt ist nur eine größere Katastrophe, die auch zuvor da war aufgrund unzureichender politischer Unterstützung und jetzt auch noch Corona – aber unverantwortliche Haltung gegenüber dem Chaos bleibt erhalten und die einfachen Sachen zum Schutz sind nicht vorhanden. Mögen alle Verstorbenen in Frieden ruhen.

Wir sind jedoch diejenigen, die bleiben und die weiterhin dafür verantwortlich sind, was mit uns allen Hinterbliebenen geschehen soll, da die Ungeschütztheit der Menschen, die das unbedingt brauchen – alle die gerade überarbeitet und überfordert sind und trotzdem weitermachen müssen, dann die Risikogruppen mit chronischen und Immunerkrankungen und vor allem ältere Menschen – die aufgrund der Maßnahmen (und Verbote!) nicht genügend Unterstützung erhalten – viele Faktoren erhöhen das Risiko aus dem übertriebenen Schutz eine noch größere Katastrophe einzurichten – auf dem Balkan mit strengen Ausgangssperren ist es so ungesund und übertrifft jede logische Erklärung. Aber sie dulden es, obwohl sie langsam alle durchdrehen.

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