::Gedicht und Gebilde:: 2 ::
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::40::Sean Bonney::
Antimaterie
1.
Während du deinen Namen in die Spiegel gekratzt hast, starben ein paar weitere hundert Menschen. Ich glaube sie existieren halt außerhalb von dem das du ‘Güte’ nennst. Güte, die in deinem Mund die Konsistenz von Rohabwasser hat. Wenn du lachst klingts wie brennende Läuse.
2.
Antonin Artaud wurde lebendig begraben und während er verweste wusste er was er tat. Große Würmer fraßen sich in seinen Körper. Dann kleine Würmer. Dann die Aromaspezies ohne Geruch, oder Geschichte oder Körper. Die Seelen die Faschisten Flüchtlinge nennen, oder Deportierte, falls sie ihnen überhaupt einen Namen geben.
Warte, wir dürfen das nicht mehr sagen das Wort Faschist.
Uns wird gesagt es ist unhöflich, sie so zu nennen.
Und so wird die Stille die einst Stadt genannt wurde mit Lärm gefüllt.
Larvengekreisch das so klingt als würden sie leben.
sagte Nummer 9 zu Nummer 4
wir leben nicht jetzt und auch nicht vorher
Teil 3. in der Festival-Anthologie :: SlovoKult :: literARTour
Sophie Scholl starb nie
Nicht 1944, nicht 2014
nicht in den Jahren zu alt oder jung um benannt zu werden
Sie hetzt durch die Großstädte
Verteilt vertrocknete weiße Rosen
Nimm eine. Sie bringen Glück.
Nimm eine. Sie ist einsam.
Frag sie nur nicht nach dem Loch in ihrem Hinterkopf.
Nur Idioten würden fragen.
Idioten und lachende Faschisten.
Als sie starb litt sie unter furchtbaren Schmerzen.
5.
Es ist eiskalt in diesem Zimmer
Wo Faschisten atmen
Niemand sagte ihnen
Dass sie tot sind
Seit aller Planeten Geburt
Dass Saturn seine Kinder fraß
denn friedvoll und sicher sind die Arme der Quäler
und friedvoll und sicher ist der Geist des Narren
die Geiste die hassen und die Geiste die schlafen
und die Geiste die töten und solche die weinen
6.
sei gütig
aber sei nicht gütig zu mir
sei sauber
aber sei nicht sauber neben mir
nenn es Sauberkeit nenn es Güte
nenns nicht Güte zu mir
dein Adel dein Geist
halt sie fern von mir
7.
An diesem Ort gibt es keine Städte und keine Geräusche
Einmal im Jahr gibt es eine Parade
Für die Toten ist die Teilnahme verpflichtend
An diesem Ort den wir Leben nennen
Lange nach dem Ende unseres Lebens
denn wir waren schonmal tot und werden es auch wieder sein
waren grad noch tot aber sind es schon nicht mehr
Und dann gibt es solche die sich nicht bewegen können ohne Knochen zu scheißen. Stehen in kalten Hinterzimmern, atmen in den Toden anderer.
Man sieht sie in alten Fotografien, als hätten Vögel sie gekratzt, und diese Kratzer nennen Faschisten Geschichte und gehämmerte Nägel und menschlichen Hunger und andere Wörter die sie benutzen, um Genuss auszudrücken. Die Nacht des Erdbebens. Die 300 zerstörten Häuser. Die Münder in Stücke gekratzt.
und so sagt es der Meister und so sagt es der Sklave
der dein Mahl kocht und gräbt dein Grabe
Aus dem Englischen von:: Vincenzo Döring