::DAS MANIFEST:: von Elizabeta Lindner (Ausschnitte)

::ENGLISH::

::МАКЕДОНСКИ::

Aber da sind wir wieder – gewöhnliche Menschen, die NICHTS gelernt haben. Wofür brauchen wir Geschichte, wenn sie uns nur für die Schaffung neuer Waffen, neuer Geschäftsmänner, neuer Märkte, neuer Laufburschen für politische Parteien und neuer Kriege dient? Sowohl Nazismus als auch Faschismus wiederholen sich in Europa, wir sind alle auf dem Weg in den Abgrund, und wir wollen über Kunst und Literatur sprechen. Welche? Wo genau? Im Fernsehen? Auf dem Handy? Auf dem Instagram? Auf Twitter? Da, wo die Wahrheit ist? Und wo ist sie eigentlich? Bei den akademischen Treffen? In den größenwahnsinnigen Projekten? Bei den Journalisten? Bei den Freiberuflern? Den Arbeitern? Den Obdachlosen? Oder in der endlosen Oberflächlichkeit, mit der wir überflutet werden?

Und wo sind wir in all dem? Wir sind (wieder) auf dem Weg zum Untergang … Und wenn wir nicht weiter hingehen wollen, dann müssen wir uns guten und qualitativen Informationen wenden, konstruktiver (und nicht oberflächlicher, bösartiger oder subtiler) Kritik und der Qualität, die insbesondere für die Gegenwartstext und -Lyrik sowie –Kunst gilt. (Qualitative Bildung sollte selbstverständlich sein, aber es ist leider nicht so, besonders in Mazedonien – und es sollte viel Aufmerksamkeit darauf gelegt werden.)

Wir sind mit unserem Projekt nur ein kleiner Teil von alldem, aber ein wichtiger Teil!

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Neben der Qualität der Texte/Lyrik, achten wir besonders auf gute Übersetzungen: während die Massenabdrücke von „frivolen“ Textprodukten zu allen Seiten herumfliegen, sich wie falsche Nachrichten verbreiten und keine Spur hinterlassen, weil sie zu einem großen Teil nichts zu sagen haben und praktisch, technisch und handwerklich ausgeführte Arbeiten zum Verkaufen sind, entstanden ohne das nötige Talent – sowohl zum Schreiben als auch zum Übersetzen. Mit unseren Übersetzungen außergewöhnlicher und talentierter zeitgenössischer Autoren, möchten wir, dass der Qualitätsbegriff in der Gegenwartsliteratur in Europa eine kulturelle Prägung hinterlässt. Dies ist von besonderer Bedeutung für kleine und gefährdete Sprachen wie Mazedonisch.

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Wir widersetzen uns der Geschichte, widersetzen uns der Bürokratie, widersetzen uns dem Nationalismus und dem Faschismus und widersetzen uns einer unmenschlichen europäischen Politik, in der wir alle Versuchskaninchen sind. Das Bewusstsein wurde geschaffen, um es zu erhöhen! Bleibt nicht auf der Stufe eines Versuchskaninchens, sucht und erwartet mehr von Kunst, Literatur, Kultur, Politik und Gesellschaft – im 21. Jahrhundert ist das das Mindeste, was man von einem europäischen Bürger erwartet. Die Europäisierung auf dem Balkan hat bisher keine politischen und gesellschaftlichen Fortschritte gebracht, und die Kultur der Balkanländer ist lediglich im Westen vertreten – es ist vielleicht an der Zeit, Europa zu balkanisieren! Der Balkan ist die Vorstellung von „Wildheit“, Emotion, Ehrlichkeit, Herzlichkeit, es ist eine Vorstellung vom Kampf um das Überleben,- etwas, das Europa schon längst verlernt und vergessen hat. Der Balkan ist nicht FAKE :: Der Balkan ist FAKT :: der leider immer Teil einer großen europäischen Lüge wird :: NEIN! Der Balkan ist nicht das Pulverfass Europas! Der Balkan ist sein wahrer und realer Raum, und nicht irgendein Hinterhof, keine Leere, die sich weder hier noch dort befindet: dieser schmutzige Balkan, abgetrennt und der Gleichheit unwürdig. NEIN!