:: Selbstbefragung ::

::#1 Zum Frauentag ::

Das Bild ist von dem Video für mein Gedicht bzw. die multimediale poetry performance :: Kubus, unsre Form. traum urban. Inkkubus, Sukkubus.
Das Bild ist von dem Video für mein Gedicht bzw. die multimediale poetry performance :: Kubus, unsre Form. traum urban. Inkkubus, Sukkubus.

08.03.23 :: Berlin, Neukölln ::

Woran denkst Du an diesem Tag?

Hm, an Rosa Luxemburg und ihren Tod, an Blumen für die Lehrerin und Mamma, an das Frausein in der Kunst+Literatur+Branche. Und daran, dass wir noch weit weg vom Weg zum Frieden sind, weil Frauen, die ein korrektes und großartiges Friedensmanifest angeboten haben, als Hexen dargestellt werden, während die „gute grüne“ Hexe, mit Panzern und vieles mehr handelt, nach einem Land, das verwüstet wird… samt Menschen, versteht sich.

Als Künstlerin und Frau, die auch als Verlegerin, Redakteurin und künstlerische Leitung/Kuratorin von SlovoKult aktiv an der Kultur in zwei Ländern (Deutschland und Mazedonien) teilnimmt, bin ich sehr oft enttäuscht worden. Als Frau bin ich oft einem sehr unfreundlichen, misstrauischen, unangenehmen, abschätzigen und trotzigen Benehmen ausgesetzt, manche Männer (und manche Frauen, aber die Männer sind überall in Mehrzahl), können einfach nicht damit klarkommen, dass manche Frauen mehr als sie können, machen und geleistet haben. Sie mögen es einfach nicht. Andere ignorieren es, denn der Konformismus und die Leichtigkeit des Aufstiegs der Mittelmäßigen, lässt manche Männer und besonders Frauen, die viel mehr können, machen und leisten, die aber ein bisschen anders sind, unbeachtet und unsichtbar bleiben – bloß nicht anders sein!

Empfindet man sie als Hexen? Andersdenkende? Andersseiende in ihrem Ausdruck und ihrem Wesen?

Leider ja. Im Mainstream auf jeden Fall. Dieser Mainstream inklusive Medien machen den selben Fehler immer wieder und immer wieder wundern sie sich darüber, den Fehler gemacht zu haben. Der Mainstream – das sind die Mittelmäßigen, die mit ihrer rezyklierten Langeweile und oft auch mit Klugscheißerei, Pathetik usw. nicht nur den Zeitgeist, sondern auch den Geist an sich und die Zukunft vernichten… Denn durch Ignorieren und herab schätzen seiner besten, tut man ihnen und der Gesellschaft kein Gefallen, ihnen später Straßen mit ihren Namen zu widmen und hervorragende Neuausgaben von retrospektiven Werken herauszugeben, retrospektive Ausstellungen zu veranstalten, sie zu feiern!!!  (und dabei eigentlich sich selbst feiert, diese vergessenen – genau – absichtlich! – großartigen Persönlichkeiten – WIEDERentdeckt zu haben!), und macht dabei auch allerlei Profite und diskutiert endlos und pathetisch über diejenigen, die sie mit RECHT beschimpft und abgelehnt haben und jetzt von den Beschimpften und Abgelehnten gefeiert werden. Grabverdrehen auf Hochtouren. Arme tote Genies.

Der Tod ist auch wichtig, arm und vergessen… aber es gab auch Selbstmord…

Ja, Sylvia Plath, Virginia Woolf, die anerkannt waren, Elsa von Freytag Loringhoven, die heute noch ignoriert wird… Ingeborg Bachman, auch anerkannt und erfolgreich, hat sich aber im gewissen Sinne auch umgebracht, um einige zu nennen. Aber leider wurden manche Andersdenkende, sogar die über Andersdenkende geschrieben haben, auch umgebracht. Andersdenkende und Andersseiende haben es schwer, als Männer auch, aber als Frauen noch mehr, das können sie mir glauben. Ich habe es auf eigener Haut erfahren. Man kann mein Werk weiterignorieren, das ist was ich als andersseiende selbständige (weibliche Person!) Verlegerin, Redakteurin, Festivalleiterin und Kuratorin, als zweisprachige Autorin (also keine deutsche, mazedonische Schriftstellerin – keine Vertreterin einer Sprache und Nation), interdisziplinäre und multimedia Künstlerin (die keine Schublade findet) eigentlich erwarte. Meine Erwartungen sind sehr runtergesetzt, aber dafür muss der mazedonische und der deutsche Mainstream auch seine späteren Erwartungen von meinem Werk runtersetzen: Es wird nicht da sein. Nur das, was im Internet bleibt, das auch die Öffentlichkeit erbt (hoffentlich bezahlt jemand die Erhaltung).

Wenn meine Werke während ich lebe nicht gut genug sind, dann braucht man sie später auch nicht. Man kann sie digital bewundern. Als Frau werde ich mich da durchsetzen.

An was alles denkst du noch?

Ich denke auch an all die schönen und wunderbaren Menschen, die ich gerne treffe, sehe, höre, spreche, lese, die mir Kraft und Willen und Liebe und Lust zum Leben und weiterzumachen geben. Ich liebe sie. Ich liebe alle Menschen, die sich für Gerechtigkeit, Freiheit, Kritik und Freieden einsetzen… und Qualität, überall, aber besonders in der Kunst und Literatur.

Und noch?

Auch daran denke ich: Meine online-veröffentlichten Werke als Texte, Bilder und Videos der künstlichen Intelligenz zu überlassen. Der Mainstream wird sowieso überall von ihr weitergesteuert, die natürliche Intelligenz ist schon seit langem im Aussterben, – Teil der Gründe dafür sind in diesem Text kurz dargestellt.

Und ich beende ihn mit (ergänzten) Zeilen aus meinem Gedicht

:: gendering the german language ::

future is female

and all in one

(hopefully) human