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REPUBLIK DYSTOPIEN
Make war, not love!
Moderne Hexen durchfliegen
den Himmel auf Staubsaugern reitend.
Die Tagesspezialität in den Pizzerien
ist Capricciosa mit halluzinogenen Pilzen.
Das Gericht erklärt
die Prostituierten für unschuldig.
Die Häftlinge sitzen die eigenen
Gefängnistrafen lebewesenslänglich ab.
Man führt eine öffentliche Diskussion darüber
was für wen recht, gerecht und geradlinig ist.
Die Kinder machen einen Styropormann
anstatt eines Schneemanns.
Die Jungs essen Zuckersilikon
und die Männer lecken Wollbusen.
Die Politiker bauen Residenzen
in unseren Kühlschränken und Speisekammern.
„Trajko Boshkoski – Tartzan“ ist
das neueröffnete Shoppingcenter
in der Metropole der Republik.
Der Bettler schwenkt die Staatsfahne,
die ein großer Stoffgeldschein ist.
Die Nachrichten und die pornographischen Filme
vertauschten die Sendetermine,
und die Zuschauer merkten keinen Unterschied.
In den Tempeln brennen
Kerzen in Penisform.
Um ihn auf dem elektrischen Stuhl zu exekutieren,
schnitt der Henker Samson die Haare ab,
ohne zu wissen, dass er ihm die Kraft bereits nahm.
Gerade auf diese Welt gekommen,
war Jesus schon verhaftet, weil
er keinen Personalausweis dabei hatte.
Den Urherrschern schenken
wir Identitäten zum Geburtstag,
weil sie auch selber nicht wissen
welchem Volk sie angehören.
Die Kriegsveteranen, die
in Rollstühlen leben
sind die gefragtesten stand-up Komiker.
Die lokale Musikband
führt ihren Hit „**** die Zensur!“ auf.
Die brennbarste Materie sind
die Seiten mit den Kulturnachrichten.
Man braucht Gasmasken zum
Schutz vor dem Werbungsmog.
In den Apotheken verkauft man
Kondome für mehrfache Verwendung.
Der Frauenarzt vergewaltigte seine
Patientin und entschuldigte sich danach.
Die Tiere in der Farm protestieren,
weil ihr Fleisch nicht nach den
HACCP-Standards verarbeitet wird.
Die Zöllner an der Grenze beschlagnahmen
die Spielzeuge vom Nikolaus, weil ein Teil
davon toxische Substanzen aufwies.
Auf dem Schwarzmarkt zum günstigen Preis,
verkauft man Ruhe und Frieden.
Ach, dies ist mein Wunderland!
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Aus dem Mazedonischen übersetzt von :: Elizabeta Lindner
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:: Gjorgje Jovanovik ::