::Gedicht und Gebilde::
:: 10 :: Ljubomir Micić (1895 -1971) :: James Din


Ljubomir Micić
bim bam bom
Von den roten Dächern der Liebe
Den freien Türmen der ersten Etagen zum Himmel
In allen Kontinenten den Proletariern ein Gedicht mit Gruß meiner Augen
ANSTATT GEWORFENER BOMBEN GEGOSSENE TRÄNEN
Schlangen sind meine Tränen
Ihr Genossen promenschlichen Aufruhrs und himmlischen Blutes
Der Himmel ist grünes Gras
Der Himmel brüllt in der Wüste des christlichen Ostertages
Erde du Affenplanet mit Hörnern der Götter merke es dir
Heute heulen die Fabriken unserer Seelen Schrei nach Schrei
Die Sirenen des Geschreis widerhallen von den roten Lanzenspitzen
des neuen Geistes
Alle Straßen fließen schmutzig wie Eingeweiden europäischen Kapitals
In unseren Städten anstatt menschlicher Millionen
Reisen die Straßenbahnen rot wie Flaggen
Rasen durch von der tödlichen Elektrorevolution getrieben
Geschmückt mit Matsch ist die Bourgeoisie
Die Bourgeoisie spaziert durch die reichen Parks des goldenen Kalbes
Und bereitet sich vor, mit Saufabend den Ostertag für jenen Christus zu feiern
Den sie vor so vielen Jahren leidenschaftlich kreuzigte
Nur die schwarzen Hunde tragen reine Liebe in den Augen
Die Autos, rasende Maschinen auf vier Gummiflügeln
Befördern Menschenfresser
Bestimmt überfahren sie auch heute einige schwermütige Fußgänger
Auf dem Balkan ist der Fußgänger immer noch der einzige Mensch
Fußgänger – Zenitisten – Dichter – Proletarier leidet
Und wisst: die Freiheit ist ein Feigling auf dem faulen Ast Europas eingeschlafen
Da sind die Radiokreuzer unserer Antennen und die Bündel bespuckter Ideale
An den blauen Titten Avalas toben
Gefesselt in den Ketten der Freiheit meine barbarischen Nationen
Durch die Leistung der Četniks der Invaliden und der Komiten
Ragen wie Strohmänner jene mit dem Ruhm vermählten Kämpfer
In den Winden der börsen-politischen Spekulationen
Die Orthopädie ist für die Menschen todeslänglich im Schoß der Kriege
Die Prothese ist die glänzendste Schärpe aller Siege die immer Niederlagen sind
Über den Büschen menschlichen Unheils und den Galgen prangen
Volksbanken
Volksgeschäfte
Volkspolitiken
Volkskünste
Volkskorruptionen
In unserer Brust blühen die Kugelpredigten
Während wir mit Skelettnägeln aufständische Gedanken durch die Berge läuten
Während sich die verfluchten Jahrhunderte mit Rostdegen
Am schmutzigen Hintern des serbischen Roms kratzen
Brüllen aus den finsteren Höhlen unserer tobenden Schädel
Die Janitscharen der Revolution
Nach Neuem an die Menschheit alles im Wirbel.
Belgrad, 01. Mai 1926 (erschienen im Zenit Nr. 41)
Aus dem Serbischen:: Elizabeta Lindner
Mit freundlicher Genehmigung der Nationalbibliothek Serbiens
Bild:: Jamesdin:: Maulwurfshügel:: Krtičnjak::