:: Gedicht und Gebilde :: 3 ::

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::46:: Liljana Dirjan :: Dijana Tomik‘ Radevska::

(L.D.  16.06.1953 – 13.12.2017)

 

Eins aus dem Herzen             МАКЕДОНСКИ

Tom Waits hörend

(This One’s From The Heart)

 

Sollte die Wende geschehen

wäre es gut mich zu erinnern

an die Vulkaneruptionen

die Debütantenzeit

an die Rauigkeit der Poetenhaut

meiner Welt mit Hyazinthe

näherkommen

hin zoomen, damit die Schärfe nicht vergeht

die melodischen Fallhöhen, der Duft

der noch auf  die Bilder und  Metaphern regnet

mit einem starken Windstoß

in die Luft abheben

mich im Kreis drehen

von lila- bis blaufarben

auseinanderfallen

und mich zusammensetzen.

 

Welches Missverständnis!

Ich benutze mein Ausatmen

um mein Einatmen zu beschreiben

einen Katalog aus Tränen, Himmeln, Herzschlägen

ohne Glasuren

mit einem winzigen Perlenkorn auf dem Porzellanteller

mitten in den Resten von Austern

ohne feine Melodie, leichte Jazz-Balladen, mitten am sonnigen Meerestag, nicht …

ohne Martini Dry und durchstochene Olive

keinen richtigen Gangster kennen

weder (von) damals noch (bis) heute…

meiner Vorstellung erlauben, frei herumzugehen

ihr sagen: fürchte dich nicht vor dem Matsch

und vor den Wichten in grauen Jäckchen, mit Kleidergrößen

jener kurzen Männer mit kleinen Füßen und noch kleineren Fingerchen, Dickerchen,

abgesetzt, die nur mit einem Drittel der Hand Hände Schütteln

auch nicht vor den Dressierten, die niemals was geben oder nehmen

ohne Reste, Krümel, alles gemischt, breiartig, farblos, mit geiferndem Speichel

Kolonien von Schnecken ohne Haus –

und deine Intuition, nun, auch mit 60

(heute ist der 16. Juni – Alles Gute zum Geburtstag, meine Vorstellung)

ist ein Gedanke in wildem Zustand

Oh, mein Herz und deine Imagination

vergangene Zeit, da wohin ich, ich verspreche es dir, nicht mehr gehe

da schmerzt es

ohne Lieder, Musiksequenzen, Filmbilder, Wellen.

 

Gehe auf Reisen,

reise durch die Nacht mein Herz

während mir der Mond über dem Kopf scheint

und die süßbeteubende Ladung der Heckenkirsche mich berauscht

was für Golgatha mein Herz, du bist gebrochen, dennoch wieder geklebt

eine kleine Porzellanschale

erinnere dich an die verpassten Züge, und an den Mann

der keinem winkt auf dem Bahnsteig

du und ich

welches du und welche ich

alle unter „du“ und alle unter „ich“

die mit dem Leben jonglieren

mal oben mal unten

niemals in der Mitte, der goldenen Mitte

 

Und sie, die Mitte,

gehen die Wahrheiten nicht an

sie singt niemals, tanzt nie

hat keine irregeführten Erwartungen

sie weiß nicht wie und wann

die Nacht eingeschlafen sei, ermüdet mitten am sonnigen Tag

dich dem Spott, dem Absurden, dem Paradoxen ausliefert

wie, wenn du dich mit schweren Decken bedeckst

aus Selbstbetrug, Selbstmitleid

wegen Wahrheiten und Lügen

und aus der Hülse herausgekommen

siehst du dein Leben als eine Performance

 

Nichts, was nicht nach einer wahren Begebenheit gemacht ist

wird durchgehen, außer als schlechter billiger Film, ja

schließe die Lider

beruhige das Meer in den Augen

 

hier hast du eine wahre Begebenheit

die bleiche Gestalt hast du wieder verloren, obwohl gerade erst gesehen

hey, warte, gehe nicht weg

bitte bleibe noch ein Weilchen hier

in mir

du bist mein Matrose unter den Sternen

in diesem neuen Nirgendwo mittleren Alters

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Aus dem Mazedonischen von :: Elizabeta Lindner

 

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